Den Iran entdecken und Gastfreundschaft erfahren

Den Iran entdecken und Gastfreundschaft erfahren

Fellows Ride Iran. Vom 10. Bis 27. August 2018

Gastfreundschaft, Geschichte und Grazie, diese drei G’s bringen meine Wahrnehmung des alten Persiens auf den Punkt. Ich fühlte mich warmherzig willkommen von Menschen, die unter dem eigenen Mullah-Regime und dem Embargo der USA leiden. Seit der Revolution 1979 regieren die Ayatollahs die islamische Republik; was dem überwiegenden Teil der Bevölkerung nach meiner Wahrnehmung nicht gut tut. Das Land hat Schönheit, Anmut sowie historische Kultur zu bieten und mehr verdient als nur „Inshallha“ (Wenn Allah will!), „Mashallha“ (Wie Allah will!) und „Allhahu akbar“ (Allah ist am größten).
Der Iran ist ein geschundenes Land. Der erste Golfkrieg in den Achtzigern hat viele tausend Soldaten gekostet. Die Bilder der Gefallenen säumen noch heute die Straßen.

Viele junge Menschen haben mir gegenüber den Wunsch auf politische und gesellschaftliche Veränderung geäußert, nur keiner weiß so richtige wer den erfüllen soll. Die meisten von uns kennen das Land nur über die politische Berichterstattung in unseren Medien. Vor Ort ergab sich für mich ein völlig anderes Bild.

Überwältigende Gastfreundschaft
Im Vorfeld meiner Einreise haben mich Iran-Kenner auf die Gastfreundschaft der Menschen hingewiesen. Einige haben mich davor gewarnt. Permanent angesprochen, fotografiert und eingeladen zu werden kann auch erschöpfen. Paul alias Pouria aus Teheran beschreibt es so: „Wenn ein Iraner im Park zelten will, kommt der Polizist, nimmt ihn fest und sperrt ihn ein. Wenn ein Tourist im Park zelten will, kommt der Polizist, lädt ihn zu sich nach Hause ein, stopft ihn mit Essen voll bis er platzt und gibt ihm kostenlos Unterkunft inkl. Frühstück. “Wie auch immer; lieber zu viel als zu wenig Gastfreundschaft, sollte vor allem für uns „Welt-Wessis“ der Maßstab sein. Ich habe die Gastfreundschaft der Iraner jedenfalls sehr genossen und bin allen dankbar, die mich angesprochen, fotografiert und eingeladen haben. Vor allem Hossein, der Unternehmer und Biker, bei dem ich in Teheran übernachtet habe und ohne den ich wahrscheinlich meine Tour abgebrochen hätte. In der heiligen Stadt Ghom, ca. 150 Kilometer südlich von Teheran stelle ich nach stundenlangem Suchen fest, dass mein iPhone verschwunden ist. Verzweifelt buche ich mich in einem einfachen Hotel ein und besuche am Abend den heiligen Schrein der Fatima Masuma, ein bedeutender muslimischer Wallfahrtsort.

Es gibt mehr als zehn kontrollierte Zugänge zu dem weitläufigen Areal des Heiligtums. Abertausende Moslems pilgern täglich hierher. Als ich nach längerem Schlange stehen an einem der vielen Eingänge mein Ticket zeige, hält mich der Kontrolleur fest und bittet mich zur Seite. Er wählt eine Nummer in das alte Telefon und reicht mir den Hörer. In fast akzentfreiem Englisch höre ich eine sympathische Männerstimme fragen: „You are the German guy with the BMW f 800 GS and you lost your iPhone, right?“ Wie kann das sein? Was geht hier vor? Ich suche die versteckte Kamera. Verstört und verwirrt, werde ich von einem offiziellen Guide durch die Menschenmasse in das Büro des Tourismus-Managers geführt. Dieser lädt zu einem Tee ein und klärt mich auf. Hossein aus Teheran hat sich bei ihm gemeldet und mitgeteilt, dass er mein iPhone in seiner Garage gefunden hat. Da ich, wie wahrscheinlich alle Touristen in Ghom, den „Heiligen Schrein“ besuchen werde, vermutete er, dass ich dort am besten zu erwischen sei. Auf dieses Telefonat hin hat der Tourismus-Manager seine Kontrolleure an den Eingängen gebrieft. Und ich bin wie erwartet ins Netz gegangen.

Der schlaue Hossein kam noch am selben Abend mit seinem Motorrad von Teheran nach Ghom gefahren, um mir mein iPhone zu bringen. Hin und Rückfahrt haben ihn mindestens fünf Stunden Nachtfahrt gekostet. Hossein wollte nichts dafür haben. Im Gegenteil, er war froh und glücklich mir helfen zu können. Sicherheitshalber haben wir unsere Kontaktdaten ausgetauscht.

Falls ich auf meiner Reise durch den Iran Hilfe bräuchte, solle ich mich unbedingt bei ihm melden.

Diese für mich unvergessliche Geschichte steht stellvertretend für all die Gastfreundschaft und Hilfe, die die Iranerinnen und Iraner mir angeboten und geschenkt haben. Captain, Renzanier, Pouria und all den anderen, herzlichen Dank dafür! Die USA könnte von diesem Land so viel lernen.

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2 Responses

  1. Hallo Dieter,

    ein wunderbarer Bericht, es ist wie überall auf der Welt, dass die einfachen Bürger, meistes freundlich und zuvorkommend sind, die Politiker mit ihrem Macht gehabe und ihrer Abhängigkeit an die Lobbyisten das Klima auf der Welt zerstören. Ich finde es toll und super das du dein Philosophie in die Welt hinaus trägst. Es gibt soviel gutes was du erlebst hast und ich danke dir dafür das du uns teilhaben lässt du deine Berichte, die immer sehr lesenswert sind.

    Ich finde es schön das du dein Handy wieder bekommen hast, andererseits mit einen weinenden Auge, ohne Handy wärst du wieder fast Zuhause.

    Liebe Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2019

    1. Ja, man kann nicht alles haben: das Handy und zu Hause;-) Dir, lieber Gunther einen guten Beschluss und ein gesundes und glückliches neues Jahr. Vielen Dank für Deine Unterstützung. Allways safe trip!

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